14. Mai 2021, »Joschies Last Order«, bei Joschie im Internet
Moin ihr,
unser Joschie ist großer Musikfreund. Sehr großer Musikfreund sogar. Und seinen Lieblingsmodus „leg eine LP auf und schenk dir einen Dram dazu ein“ beschloss er mit uns zu teilen. So war der Whiskyauswahl für seinen Stammrundenabend am vergangenen Freitag Musik zugeordnet – und die Stammrunde war gespannt auf ein Tasting der besonderen Art.

In Fünferrunde (pandemiebedingt weiter online) versammelt verhalf man sich zu einem ersten Whisky – und ein illustres Raten begann:
„Schöne Würze“, „Leichter Sherry“, „Tolles Teil!“ – zum Verriechen und dann genießen hatte Joschie Lou Reeds ‚Perfect Day‘ ausgewählt:
Die Abfüllung wurde nicht erraten, sodass Joschie auflöste, dass er (Tastings gern mit einer unschuldigen Standardabfüllung beginnend) uns einen Bunna 12 kredenzt hatte:

Das ging gut los, feine Sache! Auf den zweiten Whisky durfte uns der späte Johnny Cash einstimmen:
Zitrus und richtig aparte holzig-nussige Noten einer geglückten Reifung wechselten sich ab – und stießen auf großen Anklang. Wiederum (für uns) unerratbar, versteckte sich hier ein schöner Glenfarclas.

Das wollte schonmal hervorragend schmecken, der Abend nahm auf’s Angenehmste Fahrt auf.

Den dritten Whisky des Abends untermalte Billy Joel:
Mr. Joel konnte uns mit Tipps nicht aushelfen, sodass wir nur durch einen furious versierten Glenrothes-Genießer namens krimoldo in unserer Runde korrekt zu erraten vermochten, was uns als Nächstes durch den Abend trug:

Wir plauschten, als ginge es um unser Leben, zwischendurch Musik, tolle Drams im Glas … das war schlichtweg herrlich, die absolute Quintessenz unseres kleinen Ründchens zeigte einmal mehr, warum auch 65 solcher Abende noch lange nicht genug sind 🙂
Whisky Nummer 4 wurde begleitet von Oasis:
Und dann begeisterten ein blitzsauberer Kohlerauch, eine fantastische Cremigkeit und erneut süße Zitrus – und wir rieten im Kreis, bis Joschie uns erlöste: es handelte sich dabei um die Originalabfüllung des Kilkerran 16:

Halbzeit
So konnte das weitergehen … und das tat es dann auch, mit einem dezent sherrytönigen Schnaps, dessen Alter wohl niemand auf nur fünf Jahre geschätzt hätte – einem schwedischen Mackmyra:

Dazu im Ohr: Marvin Gaye und Tammi Terrell:

Mit dem sechsten Dram kam dann eine besondere Wendung: uns alle fasziniert, wie vielfältig Whiskys geschmacklich ausfallen können. Und dieser Whisky hatte eine besondere Note in der Nase, die wir nicht zu benennen vermochten. Bis wir probierten und im Mund klar wurde: das ist Patchouli! Der süßliche Duft, den vor ein paar Dekaden die stärker investierten unter den schwarz gekleideten Mitjugendlichen verströmten, lag nun auf unseren Zungen. Und das war nicht unangenehm. Hochinteressant und total verrückt. Und dabei wieder nicht erratbar für uns. Hier hatte Joschie uns einen Springbank Local Barley übergeholfen:

Zu dieser schrägen Leckerei durfte sich Franz Ferdinand austoben:
Zwei weitere Abfüllungen trennten uns noch vom Ende des Abends – schade drum. Aber hey, noch zwei Stufen waren gemeinsam zu gehen. Mit einem Cragganmore (nein, haben wir auch nicht erraten 😉 ), der arg stark daher kam und mit Wasser dann etwas monoton wurde. Der reichte qualitativ nicht an das vorhergehende Lineup heran:

Fokusverschiebung brachte Massive Attack:
Und dann floss das letzte Sample des Abends in die Gläser. Und nahm sich hervorragend zurück: ehrlich, rein, maximal gefällig. Er stellte sich als Ardmore (NICHT ERRATEN!) heraus – und spannte einen langen Bogen, denn ein Ardmore aus einem Schwesterfass war der allererste Dram, den Joschie uns regulars überhaupt ausgeschenkt hatte – vor zweieinhalb Jahren:

Da durfte man etwas melancholisch werden. Was durch Pearl Jam prima verstärkt wurde – Musik ist doch einfach das Größte:
Was blieb noch zu sagen?
Dieser letzte Dram war der perfekte Whisky zum Gespräch. Und einer zum Abschiednehmen. Denn Joschie sagte mit diesem exzellent-wohligen Stammrundenabend adieu. Also nicht ganz – er verabschiedet sich lediglich aus unserer Stammrunde, wird uns regulars jedoch als Teil des Freundeskreises verbunden bleiben, was uns alle sehr freut.
Dass dieser kleine Meilenstein gebührend zu zelebrieren war, verstand sich von selbst. Und so folgte zu warmen Worten noch ein letztes Lied – eines, welches nicht Joschie gewählt hatte, sondern mit dem die Stammrunde danke für die tolle gemeinsame Zeit sagte. Unser unverbesserlicher Dauer-Cap-Träger konnte mit nichts besser verabschiedet werden, als Udo Jürgens’ ‚Mann mit der Mütze‘:

Wie schrieb User Imperial im blauen Forum neulich:
Die Welt wandelt sich, die Situationen ändern sich.
Imperial
Menschen kommen, Menschen gehen.
Vollkommen unaufgeregt.
Sehr schön.
Wir verabschiedeten uns voneinander und waren uns unisono sicher: wir sehen uns wieder. Da sind öffentliche Tastings, da sind andere Aktivitäten – wenn’s mal passt. Also: gern auf bald, Joschie!
👋,
Seb, Horst, Oliver, Rafael und Stefan
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2009 hat Seb ersten ernsthaften Kontakt zu Single Malt, er infiziert sich instantan mit dem Whiskyvirus. 2012 initiiert der Leeraner die Gründung der regulars, seitdem verantwortet er die Organisation des ostfriesischen Whiskybundes. Mehr als 3.000 verkostete Whiskys sowie viele besuchte und selbst organisierte Whiskyveranstaltungen lassen Sebs Passion heute stärker lodern denn je.