3.-5. August 2018, bei SSMC No. 42 in Holdorf
Moin ihr,
das tatsächlich nur 100 km entfernt von ostfriesischen Gefilden eines der absoluten Whiskyhighlights im Jahreskalender stattfinden würde, hätte ich mir vor ein paar Jahren nur schwerlich vorstellen können. Dass der Zirkelschlag dazu quer durch die großoldenburgischen Dörfchen bis in den Kreis Vechta zielen würde, umso weniger.
Aber mit der nun dritten Auflage von Peter Ostendorfs Whiskyfest wurde das beschauliche Holdorf erneut zu einem Eldorado für Whiskyliebhaber:innen, welches seine Besucher:innen aus allen Teilen der Bundesrepublik, aus Luxemburg und der Schweiz anzog.
Beginnen wir mal vorn, beim Programm:
Freitag, 3. August 2018
17.00 Uhr: Begrüßungs-Guinness
18.30 Uhr: Raritätentasting
19.00 Uhr: Buffet
im Anschluss: ‚Offener Abend‘Samstag, 4. August 2018
9.30 Uhr: Gemeinsames Frühstück
14.00 Uhr: Sherry-Tasting
17.30 Uhr: Grillen
im Anschluss: ‚Offener Abend‘Sonntag, 5. August 2018
9.30 Uhr: Gemeinsames Frühstück
Klingt erstmal locker, entspannt und unverfänglich – weshalb ich das mal übersetze 😉 :
Nach mehreren Tagen gegenseitiger Vorfreudebekundungen trudelten Freitagnachmittag 35 extrem gut gelaunte Whiskyliebhaber:innen bei extrem anstrengenden 35° C an der Holdorfer Schützenhalle ein.
Die Hausregel: „stelle mal eine leckere Flasche Whisky auf die Bar, alle anderen tun dasselbe, und jeder bedient sich, wo er mag“. De facto brachten die meisten dann doch eher zwei oder drei Abfüllungen für die Bar mit.
Ich war relativ zeitig eingetroffen, stand in ersten Gesprächen früh am Tresen eben dieser Bar und betrachtete das wachsende Flaschenmeer. Mit den Flaschenzugängen jedes Neuankömmlings schwoll die Whiskyschlange an und als am-Tresen-Lehner fühlte man sich schnell wie weggentrizifiert, da man dem gnadenlosen Vormarsch der Malts zum Opfer fallend immer weiter an den Rand der Bar weichen musste, bis der Tresen als solcher auf voller Breite für nichts anderes mehr als Flaschen Platz bot. Wow, das konnte ja was werden …

Da ich viele der Anwesenden nur ein, zwei Mal im Jahr zu Gesicht bekomme, wurden viele Wiedersehen mit diesen Whiskyverrückten bei ersten, leckeren Drams vom Tresen sowie aus mit Verschwörermiene hingehaltenen Samples zelebriert – die ersten Stunden verrannen. Und wie bei allen der Schweiß floss, flossen mir ein paar geniale erste Whiskys durch das Glas:




Cognac Jean Fillioux, Grande Champagne, 46,0%





Jede Menge Spaß im Glas – darunter auch die beiden in Holdorf neu veröffentlichten Abfüllungen von Peter Ostendorfs ‚East Village Whisky Company‘: ein leckerer Ire von 24 Jahren Alter sowie ein nicht minder genusswürdiger, 11-jähriger Islay Malt.
Bevor mir der Hitze und der doch beträchtlichen Portion Alkohol geschuldet die Sinne zu schwinden drohten, wurde genau rechtzeitig ein kleines Buffet mit dem Abendessen kredenzt. Nach ausführlicher Stärkung stand dann das angekündigte Raritätentasting an. Langsam sanken die Temperaturen, während die Sonne glutrot von Holdorf abließ.

Bei noch immer 27 Grad scharrten sich die Tastingteilnehmer:innen nun im Außenbereich der Holdorfer Schützenhalle fast wie Kinder um einen Vorleser um Moderator Michel – welcher uns sieben tolle Whiskys aus alter Zeit überhalf:







Hochinteressante Malts, so ganz anders als heutige Standardabfüllungen – vielen, vielen Dank den Organisatoren für das Lehrstück! Nach Tastingende wurde das gemütliche Miteinander in kleineren Grüppchen fortgeführt – nach der Hitze des Tages und den verkosteten Drams fanden dabei ‚nur‘ noch zwei letzte, rauchige Whiskys den Weg in mein Glas und damit sollte Tag 1 des Holdorfer Whiskyfestes dann für mich enden.


Tag 2
Mit einem gemeinsamen Frühstück begann der zweite Tag. Da erneut Temperaturen jenseits der 30° C dräuten, machte ich mich nach diesem mit meinen zwei Mit-regulars Horst und Rafael vormittags auf den Weg zum nahegelegenen Heidesee. Ein wie sich herausstellte unfassbar schöner und erfrischender Start in den Tag.

Foto (unverändert): Corradox, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Traditionell steht (neben Frühstück und Abendessen) an Tag Zwo kein organisiertes Programm ins Haus. In diesem Jahr jedoch fand sich für 14.00 Uhr ein Sherry-Tasting im Plan. Es gab viel über die Finessen der Sherryproduktion zu erfahren – und dazu tolle Sherries unterschiedlichster Couleur ins Glas. Ein Blick ins Programm fasst diesen feinen Programmpunkt zusammen:
– Wir starten schön trocken und hoffentlich gut gekühlt mit einem Manzanilla aus Sanlucar de Barrameda, und zwar mit einem „San Leon“ von Agueso. Dazu wird Fisch auf Brot gereicht.
– Im zweiten Schritt bleiben wir trocken und kühl, hier stellen wir Euch zwei Fino vor. Zum einen einen Sherry Fino aus Jerez de la Frontera, hier den „La Panesa“ von Hidalgo und zum anderen einen Fino aus dem Anbaugebiet (D.O.) Montilla/ Moriles (deshalb kein Sherry), nämlich den „Gran Barquero“ von Perez Barquero.
– Weiter geht es mit dem ersten echten Highlight des Tastings, einem Palo Cortado (immer noch trocken) aus der renommierten Bodegas Tradicion in Jerez, hier dem „V.O.R.S. 30 Anos“, untermalt von einer sanften Salami.
– Den Abschluss der Trockenfraktion wird dann ein Oloroso von Barbadillo aus Sanlucar de Barrameda bilden, und zwar wieder ein „V.O.R.S 30 Anos“, dazu reichen wir Mandeln und Cashewkerne.
– Für die Süssmäuler beginnt jetzt endlich die Stunde zu schlagen. Hier stellen wir einen Cream Sherry, nämlich den „East India Solera“ der TOP Bodegas „Lustau“ aus Jerez de la Frontera. Dazu gibt es Käse.
– Höhepunkt wird dann die Gegenüberstellung eines jungen Pedro Ximinez mit einem alten P.X., beide aus der Bodegas El Maestro Sierra in Jerez de la Frontera sein.
Es war beeindruckend, einmal die ‚Grundweine‘ für die von uns Whiskyliebhaber:innen geschätzten Sherryfass-Nachreifungen ausführlich und in ihren verschiedenen Spielarten von trocken bis pappsüß kennenzulernen.
Der Rest des Tages bestand dann im ‚Dramming‘, dem sich-gegenseitig-trotz-80-Flaschen-auf-der-Bar-noch-ganz-besondere-Samples-zuschustern-bis-alle-Whiskyträume-wahr-geworden-sind – unterbrochen nur vom Abendessen in Form eines Grillbuffets.
Beim Nachvollziehen des Verkosteten wird mir Angst und Bange ob der schieren Menge traumhafter Malts, die mir diesen Tag vergoldeten:











Cognac Jean Fillioux, Reserve Familiale, 1er Cru du Cognac, 40,0%








Heidenei, was für ein gewaltiges Line-up, was für ein großartiges Event! Toterschöpft strich ich relativ zeitig am Abend die Segel und nach eiskalter Dusche segelte ich zufrieden in die Kissen.
Tag 3
Mit dem obligatorischen Gemeinschaftsfrühstück am letzten Tag sollte dann ein wirkliches Whiskyhighlight des Jahres 2018 enden. Vielmals Dank gilt Peter für die Organisation und die Einladung sowie allen (mit Tagesgästen) über 40 Teilnehmer:innen, die vor Ort waren und das 3. Whiskyfest Holdorf zu einem ganz besonderen Ort des Austausches und Genusses für wahre Whiskyverrückte gemacht haben!
Auf bald, man sieht sich, denn das 4. Whiskyfest Holdorf ist bereits terminiert 😉 ,
Seb
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2009 hat Seb ersten ernsthaften Kontakt zu Single Malt, er infiziert sich instantan mit dem Whiskyvirus. 2012 initiiert der Leeraner die Gründung der regulars, seitdem verantwortet er die Organisation des ostfriesischen Whiskybundes. Mehr als 3.000 verkostete Whiskys sowie viele besuchte und selbst organisierte Whiskyveranstaltungen lassen Sebs Passion heute stärker lodern denn je.